Was ist ein Tierversuch?

Beim Wort «Tierversuch» denkt man meist an Mäuse und Medikamententests. Doch viel mehr fällt unter die gesetzliche Definition eines Tierversuchs. Warum das wichtig ist und für welche Tierversuche wir dringend Alternativen entwickeln müssen, erklärt Animalfree Research in diesem Blogbeitrag.

Im Alltag meinen wir mit «Tierversuchen» meist wissenschaftliche Verfahren, bei denen Tiere zu Schaden kommen. Vielleicht für die Entwicklung eines medizinischen Wirkstoffs, für die Erforschung des Gehirns oder für toxikologische Tests. Das ist an sich auch nicht falsch. Doch das Schweizer Tierschutzgesetz hat einen viel weiteren Begriff eines Tierversuchs. Artikel 3 definiert einen Tierversuch als:

…jede Massnahme, bei der lebende Tiere verwendet werden mit dem Ziel:

  1. eine wissenschaftliche Annahme zu prüfen,
  2. die Wirkung einer bestimmten Massnahme am Tier festzustellen,
  3. einen Stoff zu prüfen,
  4. Zellen, Organe oder Körperflüssigkeiten zu gewinnen oder zu prüfen, ausser wenn dies im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion, der diagnostischen oder kurativen Tätigkeit am Tier oder für den Nachweis des Gesundheitsstatus von Tierpopulationen erfolgt,
  5. artfremde Organismen zu erhalten oder zu vermehren,
  6. der Lehre sowie der Aus- und Weiterbildung zu dienen.
Schweizer Tierschutzgesetz, Art. 3

Unter diese Definition fällt eine enorme Bandbreite von wissenschaftlichen Studien. Wenn zum Beispiel eine Biologin Steinböcke beobachtet, um eine wissenschaftliche Hypothese zu prüfen, ist das laut Gesetz schon ein Tierversuch. Oder wenn eine Verhaltensforscherin Ton-Aufnahmen macht, um die Rufe von Murmeltieren zu analysieren. Oder wenn eine Hirnforscherin Hunde mit ihren Frauchen und Herrchen ins Institut einlädt, damit sie dort eine Denkaufgabe lösen können.

Ganz klar: Das sind nicht die Tierversuche, die gesellschaftliche Kontroversen auslösen. Hier erleben die Tiere keine Schmerzen oder Angstzustände, sie werden auch nicht erniedrigt oder instrumentalisiert. Trotzdem sind es Tierversuche und sie durchlaufen das gleiche Bewilligungsverfahren wie belastende Tierversuche auch.

Aus Tierschutzsicht ist deshalb genau genommen nicht alles problematisch, was unter die Definition eines «Tierversuchs» fällt. Der Tierschutz muss auch nicht zwingend gegen alle «Tierversuche» mobilisieren. Wenn wir mehr über Tiere, ihre faszinierenden Fähigkeiten und Eigenschaften erfahren, ohne sie dabei zu schädigen, kann das dem Tierschutz sogar helfen.

Umso wichtiger ist es aber, dass wir auf diejenigen Tierversuche aufmerksam machen, bei denen Tiere zu Schaden kommen. Denn solche Versuche machen Jahr für Jahr mehr als die Hälfte der Tierversuche in der Schweiz aus. Für diese Versuche müssen wir dringend Alternativen entwickeln, damit die Forschung tierfreundlicher wird. Deshalb unterstützt Animalfree Research Forschungsprojekte, die an solchen Alternativen arbeiten.

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Mit ihrer Spende helfen sie mit, Forschungsmethoden zu entwickeln und zum Einsatz zu bringen, die auf den Einsatz von Tieren vollständig verzichten.